Nordischer Schamanismus

Die Neun Maiden…

Der Beginn einer Reise…

Es ist schon eine Weile her, da begegneten mir, auf einer schamanischen Reise, zum ersten Mal Neun heilige/weise Frauen… zuerst dachte ich, dies sei einfach ein ganz persönliches Erleben. Diese Gruppe jedoch trat immer wieder und immer vehementer in mein Wirken und Erleben und so machte ich mich auf, sie auch in den alten Mythen und Legenden zu suchen. Und siehe da, ich war weder die Erste noch die Einzige, die sich auf diese Suche begeben hat.  Die diesen Frauen in Mythos und im persönlichen, schamanischen Erleben begegnet ist und von ihnen fasziniert und berührt war. Und was ich fand und immer noch weiter finde, hat mich nachhaltig beeindruckt und lässt mich schon seit längerem nicht mehr los.

Doch bevor ich Euch mehr zu den Neun Maiden erzähle, möchte ich Euch verschiedene Gruppen heiliger Frauen, Göttinnen und Ahninnen aus den nordischen Mythen und Überlieferungen kurz vorstellen.

 

 

Die heiligen Frauen des Nordens….

 

Die Nornen

Eine der bekanntesten sakralen Frauengruppen in den nordischen Mythen sind wohl die Nornen, (altnordisch Norn (sg.), Nornar (pl.)) die Schicksalsfrauen.

Die allermeisten kennen die drei Nornen Urd, Werdandi und Skuld, diese befinden sich laut der Völuspa am Urdbrunnen1 (Schicksalsbrunnen):

[…] sie ritzen ins Holz, […] sie legten Bestimmungen fest, sie wählten das Leben den Menschenkindern.“

Die Namen der drei Nornen am Brunnen:

Urd – Gewordene oder Schicksal

Werdandi – Werdende

Skuld – Schuld oder das (dem Gewordenen) Geschuldete, das Sollende

Neben den drei Nornen am Schicksalsbrunnen gibt es jedoch auch eine Vielzahl an Nornen, die u.a. jeden Menschen bei seiner Geburt besuchen und ihm sein Schicksal bestimmen.

Die persönlichen Nornen werden u.a. im ersten Lied von Helgi, dem Hundingstöter in der poetischen Edda erwähnt, aber auch in zahlreichen anderen Quellen und den isländischen Sagas.

Siehe auch: Poetische Edda: Fafnismal; Snorri Sturlusons Edda: Gylfaginning.

Die Matronen

Die Matronen oder auch Matres und Matrae, Mütter, wird eine Gruppe von Muttergöttinnen genant denen im 1. – 5. Jahrhundert sowohl in keltischen als als auch in germanischen Gebieten geopfert wurde.

Dieser Kult fand seine Verbreitung vor allem in den römisch besetzten Gebieten. Der Ursprung des Matronenkultes und der genaue Inhalt ist nicht ganz klar. Die Forschung geht jedoch davon aus das die Ursprünge nicht römisch sind, sondern jeweils regionalen, einheimischen Bräuchen und Vorstellungen entsprangen, wie diese eben auch im späteren Glauben an Disen, Nornen und Walküren sichtbar werden. In den verschiedenen, erhaltenen Inschriften und Matronennamen erschließt sich das der Nothilfeaspekt und ihre Rolle als Beschützerinnen überwiegt. So wurden sie wohl vor allem angerufen für den Schutz der Familie, Fruchtbarkeit und Geburtshilfe. Möglicherweise sind sowohl die Matronen, als auch die Disen (und die Südgermanischen Idisen) ursprünglich auch Kriegsgöttinnen gewesen. Die vom Schriftsteller Beda erwähnte Mutternacht (Modraniht) und das Disenopfer sprechen für ein Fortleben des Matronen-Kultes. Auch die zahlreichen Drei-Jungfrauen Kulte in der Zeit nach der Christianisierung sind wohl als Fortbestehen dieses Kultes zu betrachten.

Die Walküren

Den Nornen und Fylgien nicht unähnlich und manchmal nur schwer von ihnen abzugrenzen sind die Walküren.

Ihr Name Walküre altnordisch Valkyrjar geht wohl auf Valr (Schlachtfeld oder die Toten auf dem Schlachtfeld) und kjosa – wählen zurück.

Ursprünglich waren sie in der Vorstellung der Menschen wohl vor allem diejenigen denen die auf dem Schlachtfeld Gestorbenen zufielen.

Mit der Zeit wandelte sich die Vorstellung jedoch hin zu den totengeleitenden Töchtern Odins oder Freyjas, den Schildmaiden oder Schwanen- (Raben) -Jungfrauen, die unter den Gefallenen diejenigen auswählen die zu Freya nach Fólkvangr oder zu Odin nach Walhall gebracht werden.

Sie werden auch Odins meyar (Odins Mädchen) und Oskmeyjar (Wunschmädchen – Mädchen die Odins Wünsche erfüllen) gernannt.

Walküren treten meist in Gruppen von 9 oder 12 auf, jedoch hat man ihre Zahl wohl als unendlich betrachtet. In einigen Heldenliedern wie im Völundarkviða oder den Helgiliedern tauchen Walküren auch als persönliche Schutzgeister oder Fylgjur auf, die den Helden beraten und schützen.

Die Völven

Über die nordische Völva – Wahrsagerin, Seherin, Zauberin, und Weise Frau, wissen wir heute leider nicht viel mit Sicherheit zu sagen. Sie scheint jedoch äußerst geachtet und anerkant gewesen zu sein.  Die Bezeichnung Völva rührt vermutlich von völr – Stab her.  Völva hieße dann wörtlich „Stabträgerin“. Die Volur (Völven) praktizierten, geht man nach den Quellen der nordischen Literatur und Mythen sowohl Zauber (Seidhr, Galster/Galdr) als auch Wahrsagerei (Spá). Sie versetzten sich dabei vermutlich in einen sogenannten schamanischen Bewusstseinszustand, um Antworten auf Fragen zu suchen und um die Geschicke der Menschen zu beeinflussen.

In der Erikssaga (eigentlich „Saga von Erik dem Roten“) wird uns in einer Geschichte von der Seherin Þórbjörg Lítilvölva (kleine Seherin) berichtet. Þórbjörg lässt sich dabei mit einem Zauber- und Trancelied, dem Vardlokkur, einem Lockgesang fur die Geister, in Trance singen und erhält so Rat und Botschaft aus der Anderswelt. Dies trägt sich während einer großen Hungersnot in Grönland zu.

Sie wird an den Hof von Thorkell gerufen, dem größten Bauern der Gegend, um herauszufinden, wann es mit der Not vorbei sein würde. Es wird uns auch berichtet, dass die Seherin für ihre Tätigkeit weitere Frauen benötigt, die ein ganz bestimmtes Lied singen konnten, eben das sog. „Vardlokkur“. Mit ein wenig Mühe kann schließlich eine Frau gefunden werden, die dieses Lied noch beherrscht und bereit ist, es wahrend der (öffentlichen) Zeremonie zu singen. Diese Frau singt das Vardlokkur so gut, dass die Seherin im Anschluss berichtet, das ganz besonders viele Geister davon angelockt worden wären, darunter auch einige, die sich bereits abgewandt hatten und nicht mehr „gehorchen“ wollten. Nun jedoch könne sie, die Seherin vieles sehen. Sie weissagt das Ende der Hungersnot voraus und prophezeit auch großes Glück für die Sängerin und ihre Nachkommen.

 

Die Fylgjur

Wer sich mit den nordischen Vorstellungen von Seele und Geist(ern) beschäftigt, der begegnet früher oder später auch der Fylgja oder den Fylgjur (altnordische Mehrzahl von Fylgja). Dies sind weibliche oder  manchmal auch tiergestaltige Seelen/Geistwesen, die mit einem Menschen  oder auch einer Familie „verbunden“ sind und diesem durch sein Leben folgen.

Fylgja heißt auch Folgerin. Normalerweise werden sie nur von hellsichtigen Menschen, Menschen im schamanischen Bewusstseinszustand oder in besonderen Situationen gesehen. Vor wichtigen Ereignissen als Omen, bei Krankheit oder auch vor dem Tod. Wir kennen aus den Mythen auch Fylgien, die z.B. einer ganzen Sippe folgen und nach dem Tod „ihres“ Menschen auf den nächsten in der Reihe „übergehen“. Menschen können von einer einzelnen Fylgja oder auch ganzen Gruppen von Fylgjur begleitet, beschützt und beraten werden.

Sie sind Schutzgeistern ähnlich, aber sie gehen noch darüber hinaus, da sie auch eng mit den Schicksalsvorstellungen, dem Glück einer Person und teilweise auch den Walküren verbunden sind.

In der Forschung herrscht keine Einigkeit zu dem Thema und es gibt bisher keine ganz klare und einheitliche Definition. Unter praktizierenden, nordischen Schamanen oder unter den Anhängern des Asatru-Glaubens gibt es diese ebenfalls nicht.

Die Disen

In den nordischen Mythen begegnen wir immer wieder einer Gruppe von weiblichen Gottheiten oder Geistern, den sogenannten Disen (altnordisch dís (sg.), disír (pl.)) . Diese sind den Fylgjur (Folgerinnen) ähnliche Traumfrauen oder auch als walkürenhafte Totenführerinnen.

So werden Walküren z.B. im Guðrúnarkviða als „Herjans dísir“ , also als Odins Disen, bezeichnet. Aus den isländischen Sagas sind uns zudem noch besondere Festlichkeiten (Disirblot, Disthing) überliefert.

In Uppsalaa soll es laut Snorri auch einen Tempel für die Disen gegeben haben, die Dísarsalr (Halle der Disen). Etliche skandinavische, insbesondere schwedische Ortsnamen tragen außerdem die Silbe „Dis“ im Namen, was für einen sehr lebendigen Kult, insbesondere in Schweden, rund um die Disen spricht.

Daneben gibt es noch Erwähnungen, dass die Disen die Seelen verstorbener (Ahn?)Frauen sind. Möglich wäre auch, dass die Silbe „dís“ für Frau oder für Göttin gebraucht wurde. Wie bei den Bezeichnungen „Vanadís“ (für Freya) oder „Öndurdís“ (für Skadi).

 

Eine Verwandtschaft mit Matronenkult, Nornen, Walküren, den Neun Maiden, Völventum und Fylgjur oder auch den Idisen aus dem 1. Merseburger Zauberspruch ist sehr wahrscheinlich, eventuell hat sich hier auf unterschiedliche Weise der Glauben an eine Vielzahl (Gruppe) von (Halb?)Göttinnen und ihrer Priesterinnen/Schülerinnen manifestiert und über Jahrhunderte wenn nicht gar Jahrtausende erhalten.

Es ist denkbar das all diese Gruppen einen gemeinsamen Ursprung haben.

Hinweise in diese Richtung bieten auch die vielen Geschichten um „Neun Maiden“ – Neun Hexen – Neun Frauen ….

Die neun Maiden

Wiederholt begegnen uns in verschiedenen Mythen magisch, mystische Frauengruppen.

Besonders häufig zu dritt (wie die drei Nornen, die drei Matronen etc.) oder gar zu neunt.

 

Neun im Holz – Neun Welten als Neun Riesinnen

Eine ganz besonders aufregende aber auch nicht ganz einfache oder unumstrittene Neunergruppe findet sich am Beginn der Völuspa, der Weissagung der Seherin, in der poetischen Edda.

Die zweite Strophe der Völuspa:

„Ich erinnere mich Riesen

Geboren am Beginn

die einst

mich aufzogen

Neun Welten erinnere ich

Neun im Holz (níu íviði)

Metbaum leuchtender (der Weltenbaum/Yggdrasil)

vor Erde unten“

Die Übersetzungen der, in altisländisch verfassten, Eddas in unsere heutige Sprache ist nicht leicht und etliche Passagen sind obskur oder für uns heute unverständlich. So auch die hier übersetzten Verse aus der Völuspa. So übersetze Einige „Niu Ividi“ auch mit „Neun Äste“,  Andere, wie die norwegische Religionshistorikerin Maria Kvilaugh, übersetzen „Niu Ividi“ statt dessen mit Neun Riesinnen oder Neun „Hexen im Holz“.  Ich habe mich an dieser Stelle für die wortwörtliche Übersetzung entschieden.  Ividia ist ein etwas obskures Wort das in der Edda an weiteren Stellen auftaucht und hier meist Riesinnen bezeichnet. Die genaue Bedeutung von Ividia ist ungeklärt, wortwörtlich heißt es in etwa „im Holz“ – wobei Holz das Material aber auch den Wald meinen könnte. Im Hyndlalied bezeichnet z.B. Freya eine Riesin als Ividia.

Hugo Pipping, ein schwedischer Sprachwissenschaftler des frühen 20. Jahrhunderts, glaubte das Heimdallr eine Personifikation des Weltenbaums wäre und die Neun Welten seine Neun Mütter sind und er so, wie im im Hyndlalied beschrieben, am Rande der Welt von 9 Müttern – den neun Welten, geboren wurde.

Der Name Heimdalr lässt sich mit „große Welt“ übersetzen, diese Idee ist also längst nicht soweit hergeholt wie sie vielleicht erscheint.

 

Neun Mütter Heimdals (große Welt)

(Hyndlalied 35, 37 und 38)

Einer wurde geboren

an den Tagen vor der Zeit

sehr kraftgestärkt, vom Geschlecht der Mächte

neun gebaren ihn, den prächtigen Mann

Riesenmädchen

Am Rande der Welt

Ihn gebar die Lärmende (Gialp), ihn gebar die Greifende (Greip)

Ihn gebar die Vorwärtsstürmende (Eistla)

und die Sandgeberin (Eyrgiafa)

ihn gebar Wolffreundin (Ulfrun) und Genußinsel (Angeya)

die Dunkle (Imdr) und die Wollende (Atla) und Eisenschwert (Jarnsaxa)

Dieser war stark durch die Kraft der Erde,

die kühle See und Opferblut

Heimdallrgaldr (Fragment in Gylfis Täuschung)

Ich bin der Sohn von neun Müttern,

ich bin der Sohn von neun Schwestern

 

Die 9 Töchter Aegirs

Große Ähnlichkeit mit den 9 Müttern Heimdals haben die 9 Töchter des Meeresriesen Aegir und seiner Frau Ran. Diese sind Personifikationen der Wellen.

In der Forschung gehen manche davon aus das die Neun Töchter des Aegir auch die Neun Mütter Heimdals sind.

Njörds Töchter

Njörd ist ein skandinavischer Gott der laut Snorri der Götterfamilie der Wanen angehört.

Er soll über das Meer und den Wind regieren und über das Feuer. Für Seefahrt und Fischfang sollte man ihn anrufen.

Njörd wird oft mit der urgermanischen Nerthus gleichgesetzt, von der schon Tacitus berichtet.

Der Namenswechsel von Nerthus zu Njörd ließe sich entweder erklären durch eine zweigeschlechtliche Gottheit oder damit das es sich bei den beiden um ein göttliches Geschwisterpaar handelt, ähnlich Frey und Freya.

Leider erfahren wir aus den Eddas und auch aus der Skaldik nur wenig über Njörd jedoch belegen die vielen Ortsnahmen in Schweden und Norwegen die mit ihm oder möglicherweise auch mit Nerthus in Zusammenhang stehen einen regen Kult.

Im Sonnenlied (Sólarlióð, wahrscheinlich Island 11. oder 12. Jahrhundert) (nach der Übersetzung von Karl Simrock) finden wir die folgenden Zeilen (79):

Das sind die Runen, die da ritzten
Niörds Töchter neun,
Radwör die älteste und Kreppwör die jüngste,
Mit ihren Schwestern sieben.“

Neun Maiden der Menglöd

Im Fjölswidlied begegnen wir der Menglöd und ihren neun Maiden. In diesem Lied wird die Geschichte des Helden Swipdag erzählt, der auf die unmöglich scheinende Mission geschickt wird, die Göttin/Riesin Menglöd als Frau zu gewinnen. Dies scheint zunächst unmöglich, auch weil Menglöd außerhalb der Welt und unerreichbar in anderen Sphären lebt. Sie und ihre neun Maiden wohnen außerhalb der bekannten Welt auf dem Lyjaberg, dem Heilmittelberg, dieser, so berichtet uns der Text, ist Kranken und Verwundeten Trost. Eine jede Frau wird gesund wenn sie ihn erklimmt.

Swipdag macht sich mit Unterstützung seiner verstorbenen Mutter trotzdem auf den Weg und erfährt nach einigem hin und her, das die wunderbare Menglöd schon lange auf ihn wartet.

Menglöd wird oft als eine Erscheinung der Freya gedeutet. Ihr Name bedeutet entweder die Halsbandliebende (ein Indiz für Freya) oder auch „die zur Verschmelzung einladende“.

Die Neun Mädchen der Menglöd heißen: Hlif (Hilfe), Hlifthrasa (Hilfeatmerin), Thjodwarta (Volkshüterin), Björt (die Helle), Bleik (die Weiße), Blid (Heitere), Frid (Friede oder Ordnung), Eir (Heilerin) und Aurboda (Goldgeberin).

Wir erfahren außerdem das diese Neun, wenn man ihnen am altargeheiligtem Platz opfert, jeden aus der Not retten.

Walküren

Auch die Walküren erscheinen gelegentlich in Neuner-Gruppen. So z.B. im Helgakvida Hjövardssonar, dem Lied von Helgi Hjörwardssohn.

Dort heißt es:

Hjörward und Sigrlinn hatten einen großen und schönen Sohn. Keinen Namen trug er. Er saß auf einem Hügel. (Also beim Utiseta!)

Da sah er neun Walküren reiten, und eine war am schönsten. „

Sie sprach ihn an und gibt ihm dabei seinen Namen „Helgi“ – der Heilige oder der Unersetzliche.

Im selben Lied spricht etwas später die Riesin Hrimgerd (Reifschützerin):

Dreimal neun Mädchen, doch ritt eine voran, eine glänzende Maid unterm Helm.

Die Pferde schüttelten sich, von ihren Mähnen fiel Tau in tiefe Täler, Hagel auf hohe Bäume; daher kommt für die Menschen Fruchtbarkeit.“

Thorbjörg Litlvölva (Thorbjörg , die „kleine“ Völva/Seherin)

In der „Eireks Saga rauda “, der sogenannten Saga von Erik dem Roten; einer der Islandsagas, wird uns von der Seherin (Spákona) Thorbjörg genannt Litlvölva berichtet. Diese ist eine der letzten Seherinnen in dieser Zeit des Überganges vom Heidentum zum Christentum. Von ihr wird uns berichtet das sie neun Schwestern hatte, die ebenfalls alle Seherinnen waren, sie ist die jüngste von ihnen, die anderen sind aber schon alle tot.

Die neun Maiden von Morgan Le Fay

Die neun Maiden begegnen uns jedoch keineswegs nur in den nordisch, skandinavischen Mythen sondern auch wiederholt in den Inselkeltischen Sagen Groß-Britanniens.

Unter Anderem im Sagenstoff rund um den legendären König Arthus.

Geoffrey of Monmouth erzählt u.a. in seiner Vita Merlini von den Neun Maiden, die auf der Insel Avalon leben sollen und die Arthus nach der Schlacht dorthin mitnehmen:

Dort geben neun Schwestern freundliches Recht jenen die zu ihnen kamen

von unserer Seite, und unter ihnen ist die Höchste diejenige, die ein Doktor wurde in der Heilkunst und die ihre Schwestern darin aufs Beste übertraf.

Morgen ist hier Name und sie erlernte den Nutzen eines jeden Krauts, so das sie kranke Körper heilen konnte.

Außerdem ist sie bekannt dafür ihre Form zu wechseln und dafür die Luft mit Flügeln zu durchschneiden wie Daedalus.

Wenn sie es wünscht ist sie in Brist, Carnot oder Papie

Wenn sie es wünscht, gleitet sie aus der Luft auf Dein Land.

Es wird gesagt das sie die Mathematik lehrte ihren Schwestern Moronoe, Mazoe, Gliten, Glitonea, Gliton, Tyronoe und Thiten, die bemerkenswerteste auf der Zitter.

Zu diesem Platz, nach dem Kampf von Camblan, brachten wir Arthur, verletzt von Wunden, mit Barinthus der uns führte, der die Wasser und Sterne kannte.

Bemerkenswert ist hier das die Neun Schwestern wieder (wie bei Menglöd) mit der Heilkunst verbunden werden, darüber hinaus jedoch auch mit Formwandeln (viele Hexen sind dafür bekannt in den Märchen) und Mathematik.

Morgan und ihre Schwestern sind Inselbewohner (Avalon) und stehen darin auch den Töchtern des Meeresriesen sehr Nahe.

Das Meer, Wasser, Inseln und Strände sind in vielen Mythen heilige Orte, eine Metapher für die Anderswelt oder Pforten dorthin.

In Schottland gibt es einige Mythen und Legenden die eng mit der Arthus-Sage verbunden sind.

Es gibt seit einigen Jahren auch Theorien das es sich bei der Arthus-Sage sogar um ursprünglich schottischen Sagenstoff handelte.

Nine Maiden Wells (Quellen)

Ebenfalls in Schottland finden wir zahlreiche Sagen und Geschichten rund um Neun Maiden und auch einige „Nine Maiden Quellen“.

So z.B. den „Nine Maidens Well“ in Pitempton , Dundee oder in Pitsligo Castle.

Eine der vielen Sagen um die Neun Maiden in Schottland erzählt das diese Neun die Töchter von Donevaldus waren und im 8. Jahrhundert mit ihrem Vater im Glen of Ogilvie lebten, hart arbeiteten und das Land bestellten. Nachdem ihr Vater starb gingen sie nach Abernethy. Die Legende erzählt das sie selbst dort unter einer großen Eiche bestattet wurden und das diese viele Jahre lang eine wichtige Pilgerstätte war, an der Pilger die Äste der Eiche küssten. Überall in Schottland gibt und gab es Quellen und Kapellen die den Neun Maiden gewidmet sind.

Um die Quelle von Pitempton rankt sich noch eine ganz andere Geschichte. Hier wird von einem Vater erzählt der an einem heißen Tag seine Neun Töchter nacheinander ausschickt ihm Wasser aus der Quelle zu holen. Keine kommt zurück. Er geht also nachschauen was die jungen Frauen aufhält und findet seine neun Töchter alle tod an der Quelle und einen großen Drachen der sie offensichtlich getötet hat. Der Vater flieht vorerst und kehrt mit der wütenden Dorfbevölkerung und dem Verehrer der ältesten Tochter zurück. Der Verehrer, genannt Martin, schlägt und verletzt den Drachen, der daraufhin in die umliegenden Hügel flieht, Martin setzt ihm nach und erschlägt ihn endgültig.

Die Neun Hexen und die Cailleach

Eine andere schottisch-irische Legende ist die von der Cailleach. Cailleach bedeutet soviel wie die „Verhüllte“, „Hexe“ oder „alte Frau“. Bekannt sind Sagen und Legenden rund um die Cailleach in Schottland, Irland aber auch auf der Isle of Man.

Der Volkskundler Donald MacKenzie beschreibt das die Cailleach im Volksglauben häufig gemeinsam mit ihren 8 Schwestern auftritt, diese sind wie die Cailleach selber hexenartige Riesinnen und werden zumeist mit dem Wetter, Stürmen und dem Winter in Verbindung gebracht.

Von der Cailleach selbst wird in manchen Legenden erzählt das sie die älteste Göttin und Mutter aller anderen Götter ist.

In Schottland gilt sie als Schöpferin vieler Berge, Sehen und Flüsse und als die Göttin/Herrin des Winters, der Tiere und ist eng verbunden mit Geschichten über die Sidhe, das leuchtende Feenvolk der Hügel.

In Schottland heißt es in den Legenden das sich das Jahr in zwei Hälften teilt, in den Winter oder „die kleine Sonne“ und den Sommer oder „die große Sonne“. Herrin über den Sommer und damit die Göttin der großen Sonne ist Bride. Bride ist also das Gegenüber der winterlich rauen Cailleach.

In manchen Legenden sind Bride und Cailleach Gegenspielerinnen in manchen jedoch, sind sie ein und dieselbe Göttin. So verjüngt sich alljährlich die Cailleach zum Frühlingsbeginn zur schönen und jungen Bride.

Auch Bride oder die spätere Saint Bridget ist verbunden mit einer Gruppe von neun Maiden, so wird z.B. von Heiligen Bridget gesagt das sie, als sie nach Schottland kam und von Neun Maiden/Dienerinnen begleitet wurde.

In Schottland gibt und gab es zahlreiche Brunnen und Quellen die mit Bride verbunden werden. Einer davon war einst in Sanquhar, Dumfries, über diesen Brunnen wird uns berichtet das sich hier an Beltane junge, unverheiratete Mädchen einfinden und neun weiße Steine als Gabe an die Heilige/Göttin bringen.

Dabei ist es auch interessant zu wissen, das weiße Steine in Schottland, lange Zeit als Schutz und Talisman mit in die Gräber gegeben wurden.

Angus aus Esk, der beste Pfeifer von Schottland

Eine andere schottische Legende berichtet von Angus, dem besten Pfeiffer Schottlands, der eines Tages nah am Wasser spielte und Neun Feenfrauen hörten sein Lied. Sie kamen mit einen Schiff und nahmen Angus mit in ihr Feenreich, er wurde nie wieder gesehen.

Preiddeu Annwn – die Beute der Anderswelt2

In dem Gedicht Preiddeu Annwn aus dem „Buch des Taliesin“ wird von einem Beutezug König Arthus in die walisische „Anderswelt“ Annwn erzählt.

Arthus und sein Gefolge segeln nach Annwn, das auch als Anderswelt interpretiert wird um einen magischen Kessel zu erbeuten. Dieser Kessel wird durch den Atem von Neun Maiden erhitzt und ist nicht für Feiglinge.

Aus dem Kessel wurde mein Preislied gesprochen, den der Atem von neun Maiden erhitzte. Der Kessel des Königs der Anderen Welt, was ist seine Eigenart? An seinem Rande dunkelblau und Edelstein, kocht er dem Feigen Speise nicht, es ist ihm nicht bestimmt.3

Viele Forscher sehen eine Verbindung zwischen diesem Kessel und dem Kessel der Inspiration im Taliessin Mythos oder dem Kessel des Dagda in der irischen Mythologie, mit dem man Tote erwecken kann. Überhaupt ist das Motiv eines solchen magischen Kessels stetig wiederkehrend in den keltischen aber auch in den skandinavischen oder germanischen Mythen.

Pa Gur yv y Porthaur

In dem Gedicht Pa Gur yv y Porthaur aus dem 10. Jahrhundert werden die 9 Hexen von Ystarfingun erwähnt, die von Arthus Ziehbruder Cei (Sir Kay) erschlagen werden.

Peredur fab Efrawg

In der walisischen Geschichte Peredur fab Efrawg, die ebenfalls zur Arthus-Dichtung gehört, erschlägt der Held Peredur gemeinsam mit Arthus und seinen Männern die Neun Zauberinnen von Caer Lloyw (Leuchtende oder Glühende Burg) später auch als Gloucester identifiziert.

Die Insel Sena

Pomponius Mela (Mitte 1.Jahrhundert n.Chr.) berichtet in seinem Werk De situ orbis („Über die Lage der Welt“) von der heiligen Insel Sena die von Neun Frauen, Priesterinnen und Seherinnen, beherrscht worden sein soll. Diese Frauen konnten laut Pomponius Meer und Winde mit ihren Zauberliedern beherrschen, sich in jedes beliebige Tier verwandeln können, die Zukunft vorhersehen und jedes Leiden heilen können, auch solche die anderswo den Tod bedeuteten.

Kikuyu people in Kenya

Das kenianische Volk der Kikuyu behauptet von sich von Neun Schwestern abzustammen.4

Die Musen

Die Neun Musen sind in der griechischen Mythologie die Schutzgöttinnen der Künste.

Sie sind die Töchter der Mnemosyne (Göttin der Erinnerung) und des Zeus. Sie werden Mnemoniden oder olympische Musen genannt. Bei Hesiod (6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung) haben sie noch keine spezifischen Zuständigkeitsbereiche. Diese wechseln zunächst recht willkürlich. Nach und nach zeichnet sich jedoch eine Regelmäßigkeit hab so das wir die Neun Musen heute so kennen: 5

  1. Klio (Κλειώ), die Rühmende, ist die Muse der Geschichtsschreibung (Attribute: Papierrolle und Schreibgriffel);
  2. Euterpe (Εὐτέρπη), die Erfreuende, ist die Muse der Lyrik und des Flötenspiels (Attribut: Aulos, die Doppelflöte);
  3. Melpomene (Μελπομένη), die Singende, ist die Muse der Tragödie (Attribut: ernste Theatermaske, Weinlaubkranz, wahrscheinlich auch ein Schwert oder eine Keule);
  4. Erato (Ἐρατώ), die Liebevolle, Sehnsucht Weckende, ist die Muse der Liebesdichtung (Attribut: Saiteninstrument, Leier);
  5. Terpsichore (Τερψιχόρη), die fröhlich im Reigen Tanzende, ist die Muse für Chorlyrik und Tanz (Attribut: Leier);
  6. Urania (Οὐρανία), die Himmlische, ist die Muse der Astronomie (Attribut: Himmelskugel und Zeigestab);
  7. Thalia (Θάλεια), die Festliche, die Blühende, ist die Muse der Komödie (Attribut: lachende Theatermaske, Efeukranz und Krummstab, denn auch die heitere bukolische Poesie gehört zu ihr);
  8. Polyhymnia (Πολύμνια), die Hymnenreiche (Liederreiche). Sie ist die Muse des Gesangs mit der Leier (kein spezifisches Attribut, manchmal die Leier);
  9. Kalliope (Καλλιόπη), die mit der schönen Stimme, ist die Muse der epischen Dichtung, der Rhetorik, der Philosophie und der Wissenschaft (Attribut: Schreibtafel und Schreibgriffel).

Die neun Kinder

Zu Möllenbeck, einer Klosterkirche an der Weser, zeigt man das Holzbild einer Heiligen, die eine Kirche im Arm trägt. Die Sage lautet: Einst kehrte Graf Uffo aus fernen Landen nach langer Abwesenheit in seine Heimat wieder; unterwegs träumte ihm, Hildburg, seine Gemahlin, habe ihm unterdessen neun Kinder geboren. Erschrocken beschleunigte er seine Reise, und Hildburg kam ihm fröhlich mit den Worten entgegen: »Ich glaubte dich tot, aber blieb nicht allein, sondern habe neun Töchter geboren, die sind alle Gott geweiht.« Uffo antwortete: »Deine Kinder sind auch die meinen, ich will sie ausstatten.« Es waren aber neun Kirchen, darunter das Kloster zu Möllenbeck, welche die fromme Frau gebaut und gestiftet hatte.

Kommentar: Halems Schriften, Münster 1803, T. I. Misc. für neue Weltkunde 1811, Nr. 11.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 543

Der goldene Apfelbaum und die neun Pfauinnen (Serbien)

In dem serbischen Märchen von den neun Pfauinnen, wird von 9 hübschen Mädchen erzählt, die sich in Pfauinnen verwandeln und so verwandelt über das Land fliegen. Ein Köningssohn verliebt sich in eines der jungen Mädchen und macht sich auf die beinahe unmögliche Suche sie zu finden. Es stellt sich heraus das dieses Mädchen die Kaiserin in einem magischen Schloss ist. Manche Teile dieser Geschichte haben mich an die Geschichte um Menglöd im Fjölsvinnsmál der Edda denken lassen.

Der Sohn von neun Müttern (Indien)

Die eigentümliche und grausame Geschichte eines Königs der neun Frauen hat und sich von diesen sehnlichst einen Sohn wünscht aber keine der neun wird schwanger. Er besucht daher einen Weisen der ihm einen Rat gibt, woraufhin alle neun Frauen schwanger werden.

Auf einem Jagdausflug begegnet der Mann einer Frau mit leuchtendem Haar und roten Augen und verliebt sich so Hals über Kopf in diese, das er ihr verspricht seine Neun Frauen alle zu töten bzw. töten zu lassen.

Die Frauen können durch eine List entkommen und gebären im Wald ihre neun Söhne. Jedoch töten sie acht der Söhne und fressen diese um zu überleben. Nur der Sohn der jüngsten Frau, der als letztes geboren wird überlebt und wächst als Sohn von allen neun Frauen auf.

Am Ende, der Sohn ist bereits erwachsen, bereut der König seine Tat und nimmt reumütig die neun Frauen und seinen Sohn zurück.

Bai-Ülgen oder Ülgen

In der mongolischen und türkischen Mythologie gibt es die Schöpfergottheit Bai-Ülgen oder Ülgen. Ülgen hat Neun Töchter. Diese Neun Töchter sind eine Quelle der Inspiration für Schamanen. Es heißt bei den Teleutischen Schamanen trifft der Schamane die 9 Töchter im 14 Himmel und erhält von ihnen Kraft und vielfältige Unterweisung.

Die Tänzerinnen von El Cogul

Die Roca dels Moros oder Höhlen von El Cogul sind ein Abri in Catalonien, Spanien. 1908 wurden hier vermutlich neolithische Felsenkunst Bilder entdeckt.

Auf einem dieser Bilder sind Neun sehr schlanke Frauen zu erkennen die um eine einzelne männliche Figur tanzen.

Dies sind längst nicht alle Geschichten und Legenden rund um die Neun Maiden – es sind nur die, die mir in den letzten Monaten, vermehrt begegnet sind.

Vielleicht haben diese Geschichten nichts zu bedeuten und ihre Ähnlichkeiten sind gänzlich zufällig.

Doch vielleicht lohnt es sich auch mal darüber nachzudenken ob uns hier möglicherweise, bruchstückhaft und in Scherben, etwas uraltes und sehr kraftvolles überliefert ist. Denn zumindest mir geht dieses Thema wirklich unter die Haut und inspiriert mich – so wie es von den Töchtern Ülgens behauptet wird.

Wenn Euch weitere Märchen, Legenden, Geschichten rund um die Neun Maiden begegnen und seien sie auch noch so abstrus oder klein, dann freue ich mich über E-Mails von Euch an: info@tunritha.de – Denn meine Reise zu den Neun ist noch lange nicht zu Ende.

 

 

 

 

1Aus der Völuspa – der Weissagung der Seherin, Die Götterlieder der Älteren Edda (Reclams Universal-Bibliothek), broschiert,

2006 von Arnulf Krause (Herausgeber, Kommentator, Übersetzer).

3Helmut Birkhan: Nachantike Keltenrezeption. S. 120

4Kenyatta, J. 1979, Facing Mount Kenya: The Traditional Life of the Gikuyu London, p3

5 Aus Oskar Bie: Musen. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie.

 

 

Verwendete Literatur

  • Simek, Rudolf: Lexikon der germanischen Mythologie, Stuttgart 2006
  • Krause, Arnulf: Die Götterlieder der älteren Edda, Reclam
  • Krause, Arnulf: Die Heildenlieder der älteren Edda, Reclam
  • Krause Arnulf: Die Edda des Snorri Sturluson, Reklam
  • Kvilhaug, Maria: The Poetic Edda – Six Cosmology Poems, 2016
  • Hrsg. Böldl, Klaus; Vollmer, Andreas; Zernack, Julia : Isländer Sagas – eine Neuübersetzung, Frankfurt, 2014
  • McHardy, Stuart: The Quest for the nine Maidens, Trowbridge, 2003
  • Znamenski, Andrei: Shamanism: Critical Concepts in Sociology, 2004
  • Enderle, Ursula: Märchen der Völker Jugoslawiens, 1991
  • Sheikh-Dilthey, Helmtraut: Märchen aus dem Panjab, 2003
  • Birkhan, Helmut : Nachantike Keltenrezeption
  • Roscher, Wilhelm Heinrich Hrsg: Ausführliches Lexikon der griechischen und römichen Mythologie.
  • Krause, Arnulf: Reclams Lexikon der germanischen Mythologie und Heldensage, Stuttgart, 2010
  • Monmouth, Geoffry: Vita Merlini, Castrum Peregrini Presse , Amsterdam, 1950

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2 Kommentare

  1. Deine Akribie und deine Art bruchstückhaftes, altes überliefertes Wissen in einem weiteren Zusammenhang zu setzten, ist einfach bemerkenswert.
    Wenn ich mir vorstelle wie viel Arbeit das kistet, wächst mein Respekt noch mehr.
    Ich werde in unseren Mythen nach den 9 Maiden, Madlen, Frauen Ausschau halten,
    In der Vintschger Urlehre ist die 9, 3x die 3, die Potenzierung der heiligen Drei und danit sehr mächtig.

    Danke Anette

  2. Roland says:

    Werte Anette, das sieht mir nach einem klassen Beitrag aus, wie ich sie liebe: Da hat sich jemand mit einem Thema beschäftigt und eine wertvolle Zusammenschau gegeben.

    Ich habe noch eine Ergänzung für dich, eine ganz wichtige vor unserer Haustür: Den Externsteinen in der Sage von Dietrich von Bern:

    „Als Dietrich von seinen Wunden (im Kampf mit Wittich) geheilt war, ritt er eines Abends allein aus Bern fort. Niemand außer Wittich wußte um sein Vorhaben … Er ritt Tag und Nacht, abends und morgens, so schnell er konnte, sieben Tage lang. Er zog durch bewohntes und unbewohntes Land auf unbekannten Wegen, bis er an einen Wald namens Osning kam. Am Rande dieses Waldes fand er ein gastliches Unterkommen. Hier hörte er, daß auf der anderen Seite des Waldes eine Burg stand mit Namen Drekanflis. Diese hatte ein König namens Drusian besessen. Er war schon tot, hatte aber eine Witwe und neun Töchter hinterlassen. Die Königin hatte sich aufs neue mit einem Manne namens Ecke verlobt. Mit diesem konnte sich kein Held in all den Landen messen, in denen er aufgewachsen war. Sein Bruder hieß Fasold“

    Joseph Plassmanns Untersuchung und Deutung ist für mich die stimmigste: „Nun, diese ‚Wunderlichkeit‘ enthält uralte Züge, die in den Bereich eines anderen riesischen Wesens führen, wenn man das höfische Gewand, in das der alte Kern gekleidet ist, entfernt. Als solcher bleibt dann die Vorstellung: ein dämonisches Wesen, dessen Name mit Agi~ gebildet ist, haust mit Frau und neun Töchtern auf einer mythischen Burg, die ‚Fels des Drachen‘ heißt. Dies Kernmotiv, Drache (Schlange) mit neun Jungen, gehört aber zum ältesten Bestände aller Drachensagen und -mythen, ja zum ‚Wurm‘ in jeglicher Gestalt.“ Quelle: Plassmann, Joseph Otto: Agis – Eine Untersuchung an Wörtern, Sachen und Mythen. 1961.

    Ich habe den Beitrag von Joseph Plassmann als PDF erworben. Wenn du ihn lesen magst, melde dich bei mir.

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