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Hausgeister

Über Kobolde, Wichtel, Klabauter und Co

Im deutschsprachigen Raum waren einst der Glaube an Hausgeister und sie umgebendes Brauchtum weit verbreitet. Dies ist gut belegt durch zahlreiche lokale Erzählungen, Bräuche und Sagen. Im Grunde geht es dabei um die Vorstellung der Beseelung von Haus, Hof und Haushalt. Zu dieser Beseelung gibt es im Einzelnen viele unterschiedliche und sich in Teilen sogar widersprechende Vorstellungen. Auch die Bezeichnungen können unterschiedlich sein.

Kobold

In einem Großteil der Hausgeister-Erzählungen wird der Begriff Kobold verwendet. Kobold leitet sich sprachlich von „Kobe“ für Haus oder Gemach ab und von „Bold“ für Herrscher oder auch Walter (wie in Verwalter). Eine andere denkbare Ableitung wäre das der vordere Wortteil sich immer noch von Kobe (Haus, Stall oder Gemach) ableitet doch der hintere Teil von hold (erhaben, gut). Dann wäre der Kobold in etwa „der Gute (Geist) des Hauses“.

Kobold, rotgekleidet am Bett einer jungen Frau.


Der Kobold ist danach ein geistiger Hauswalter, ein (guter) unsichtbarer Schirmherr über Haus und Hof. Er wacht über Haus, Hof, Bewohner, Pflanzen und Tiere – einfach über alles, was in seinem „Reich“ geschieht.
In Märchen und Mythos wird der Kobold oft mit einem Hang zum Schabernack dargestellt.
Insgesamt versteht man unter einem Kobold aber eine Vielzahl von ursprünglich verschiedenen Hausgeistern sowie hausnahen Naturgeistern. Der Klabautermann ist z.B. der Kobold eines Schiffes. Gemeinsam sind ihnen die hütenden und gleichzeitig neckenden Aspekte. Einen Kobold sollte man besser nicht verärgern, denn dann kann er auch sehr unangenehm werden.

Vom großen Nutzen eines guten Koboldes erzählt eine friesische Geschichte: Ein armer Bauer, der sich nur mit Hilfe und Spenden von Nachbarn endlich ein Haus bauen konnte, lud nach dem Bau die Kobolde zu sich ein, und überzeugte einen davon als Hausgeist zu bleiben. Es dauerte nicht lang und dieser Bauer wurde im Dorf nur noch „der reiche Bauer“ genannt.
Solche und zahlreiche ähnliche Erzählungen finden sich in vielen europäischen Überlieferungen und regionalen Sagen.

Hausggeister sind oft hilfreich, unterstützen die menschlichen und tierischen Bewohner, schützen Haus, Hof und Haushalt.

Für den alltäglichen Blick sind sie jedoch unsichtbar. Wenn sie sich doch mal zeigen, können sie dies sowóhl in Tier- als auch in Menschengestalt tun. Für die Bewohner von „begeisterten Häusern“ ist es wichtig, Frieden zu haben mit ihren unsichtbaren Mitbewohnern, dann können sie ein großer Segen sein und sogar Wohlstand, Gesundheit und ganz allgemein den Reichtum mehren.

Wichtel

Eine besondere Gruppe in den Hausgeisterzählungen stellen die Wichtel dar. Wichtel sind hilfreiche, aber sehr scheue Geister, die bei der Arbeit auf dem Hof, beim Handwerk und im Haushalt helfen. Sie sorgen im Haus für Glück, Wohlstand und eine besonders hohe Qualität der Arbeit.
Anders als die Kobolde sind sie keine direkten Hüter oder Schutzgeister von Haus, Hof oder einer bestimmten Familie, sondern vielmehr sind sie mit dem Land selbst und der Erde verbunden.
Sie kommen auch nicht einzeln wie die Kobolde sondern als Familien, in größeren Gruppen oder ganzen Clans vor. Ihr eigentlicher Lebensraum wird häufig als Höhle unter der Erde beschrieben, weshalb sie manchmal auch Unterirdische, Erdmännchen oder auch Bergmännchen genannt werden. Doch auch in verborgenen, erdnahen Hauswinkeln kann so eine Wichtelfamilie leben.


Wer Wichtel im Haus hat, der hat deutlich weniger Arbeit zu tun und kommt trotzdem zu besonderem Glück und Wohlstand, denn die Wichtel helfen ganz unaufgefordert bei den anfallenden Arbeiten. Sie sind den Menschen im Allgemeinen freundlich gesinnt.
Da die Wichtel jedoch sehr scheu sind, erledigen sie ihre Arbeit ausschließlich, wenn niemand im Hause ist oder des Nachts. Es heißt, wenn die scheuen Wichtel merken, dass man sie gesehen hat oder ihnen gar neugierig nachspioniert, verschwinden sie und kommen nicht wieder.
Dennoch belohnt man die Wichtel für ihre Hilfe mit Essen. Am besten mit Brot, Milch oder Suppe, die man auf dem Tisch für die Wichtel stehen lässt.
Das bekannte Märchen von den Heinzelmännchen beschreibt eine Begegnung mit Wichteln.
Das Wort Wichtel stammt wohl von der gemeingermanischen Wurzel *wihta *withi und findet sich mit Bedeutungen wie Wesen, Geist, Geschöpf in vielen anderen germanischen Sprachen – so im englischen Wight, im schwedischen vätte, im isländischen vaettur oder im altnordischen vættr. Die meisten dieser magischen Wesen sind wie die Wichtel Erd- oder Land verbundene Geister.

Der Drak

Ein spannender aber weitgehend in Vergessenheit geratener Hausgeist ist der Drak oder auch Hausdrache.
Der Drak ist ein fliegender Hausgeist, der in den Geschichten meist zum Schornstein hinaus fliegt, um seinem Besitzer Wohlstand und Reichtümer zu sammeln. Damit dies klappt, erwartet er als Gegenleistung Hirsebrei. Im Haus nimmt er die Gestalt eines kleinen Menschen an. Außerhalb des Hauses saust er u.a. als feurige Erscheinung, als Funken, brennende Kugel, feuriger Vogel, kleiner Drache oder als Feuerschweif durch die Luft.


In vielen Gegenden nannte man diesen besonderen Hausgeist Drak, manchmal trug er auch andere Namen wie: Steppchen, Rotjacke, Herbrand, Langschwanz, Schlingsteert …. Der Name Drak war aber besonders weit verbreitet.
Die Geschichten um ihn sind vielfältig und unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen aber die fliegende, feurige Natur und das Beschaffen des Wohlstandes. Dieser Wohlstand ist jedoch recht zweifelhafter Natur, denn der Drak klaut ihn bei den Nachbarn zusammen. Das Wesen des Draks ist nicht ganz einfach, wer seinen Drak verärgert, der läuft nicht nur Gefahr das dieser verschwindet, sondern auch das er aus Wut ein Feuer legt. Doch keine Sorge, ein Drak zieht nicht einfach bei Dir ein, er ist ein magisches Wesen, das absichtsvoll erschaffen wird. Du kannst also keinen Drak beherbergen, ohne es zu wissen.
Wer sein Haus vor dem Drak anderer Leute schützen möchte, hängt die Äste der Eberesche, die früher manchmal auch „Drachenbaum“ genannt wurde, über die Haustüre.

Wald- und Hausschrate

Vom Natur- zum Hausgeist

Wilde Waldschrate und andere Naturgeister können sich nach den Erzählungen, in Hausschrate und -Geister verwandeln. Beispielsweise wenn auf ihren ursprünglichen Wirkungsorten plötzlich Häuser, Dörfer und ganze Städte entstehen. So wandeln sich die Naturgeister dann gezwungenermaßen zu Hausgeistern. Einige glauben, dass solche Schrate auch zu ernsten Plagegeistern werden können und viel Unfug in Haus und Hof anstellen. Manchmal heißt es, dass sie verantwortlich sind für das Alpdrücken (Alpträume).
In der schamanischen Praxis trifft man solche Wesen z.B. während einer Hausreinigung und –heilung. Da ist es dann wichtig für Versöhnung und Frieden zwischen den menschlichen und geisterhaften Mitbewohnern zu sorgen. Ein Ausräuchern und Vertreiben solcher ehemaligen Naturgeister ist keine gute Idee und ohnehin oft unmöglich. Denn als Erd- und Naturwesen sind sie fest mit dem Land selbst verbunden und können gar nicht verschwinden, auch nicht wenn sie es wollten.
Hier helfen z.B. kleine wilde, ihnen geweihte Ecken im Garten oder ein Naturgeist-Eckchen im Haus, an dem man auch mal die ein oder andere Aufmerksamkeit zurücklässt. Wer mit den Geistern des Landes, in Frieden und Freundschaft lebt, hat es in vielerlei Hinsicht leichter. Die Fruchtbarkeit von Garten, Feld und sogar im Blumentopf auf dem Fensterbrett ist erhöht und oft stehen diese Häuser unter spürbarem Schutz.

Der Klabautermann

Eine Sonderform des Hausgeistes oder Kobolds ist der Klabautermann. Dieser ist statt in einem Haus auf einem Schiff zuhause.
Andere Namen des Klabautermanns lauten Kalfater- oder Klabattermann.
In der Regel ist der Klabautermann der gute Geist des Schiffs. Er verrichtet Arbeit für die Mannschaft, er behütet das Schiff vor Schaden und sorgt dafür, das alles zur richtigen Zeit geschieht.
Wie auch beim Kobold im Haus bedankt man sich beim Klabautermann mit Milch und Schnaps, am besten auf dem Tisch des Kapitäns bereitgestellt.
Wie auch die Hausgeister an Land, neckt und ärgert er die Mannschaft und kann auch rachsüchtig werden, wenn man ihm seinen Lohn versagt.
Klabautermänner leben einzeln auf Schiffen und ihr Klopfen ist ständig gut zu hören.
In den alten Geschichten werden sie als klein, mit roten Pausbacken und der Kleidung eines Matrosen beschrieben. Sie sind aber im allgemeinen unsichtbar, nur Menschen mit der Gabe des zweiten Gesichts und wer um Mitternacht des 22. Februar geboren wurde kann sie sehen.
Wenn die Mannschaft nichts taugt, ein Verbrecher an Bord ist oder ein Verbrechen an Bord begangen wird, dann verlässt der Klabauter das Schiff.
Manchmal verlässt er auch das Schiff kurz, bevor es den Hafen erreicht, um die Ankunft im Hause des Kapitäns anzukündigen.


Eine Legende erzählt, dass man ein altes Schiff, das immer eine glückliche Fahrt hatte, einst auseinandernehmen wollte, doch es war nicht möglich, das Schiff schien fest wie Stahl und unzerstörbar. Dann holte jemand eine alte Holzschachtel von Bord und das Schiff fiel von selbst auseinander.
In der Kiste soll der Klabauter gewesen sein. Die Überzeugung, dass der Klabauter mit Holz oder auch Bäumen verbunden ist, und schon beim Bau des Schiffes an Bord kommt, war sehr verbreitet.
Mit der Abnahme der Segelschiffahrt verschwand auch der Glaube an den Klabautermann weitgehend. Der Kobold Pumuckl aus den Kinderbüchern von Ellis kaut sagt von sich er sei ein Nachfahre der Klabauter.

Tiergestaltige Hausgeister

Hausgeister erscheinen in den Erzählungen als Tiere z.B. als graue oder schwarze Katzen, Hunde, als Wiesel, Schlangen, Kröten, Unken, Kälber, Hühner, schwarze Vögel, Hummeln oder Hasen. In manchen Geschichten nehmen sie auch die Gestalt von Feuer, Federn oder Scherben an.
Ihre wahre Gestalt wird meist als menschenähnlich, klein und bunt, in grün oder rot gekleidet beschrieben, gerne mit Zipfelmütze.

Der Katzenkobold

Besonders häufig kommen katzengestaltige Kobolde vor. In einer Sage aus dem Mecklenburgischen heißt es:
„En Fru het ´n swarten Kater hatt – das is ehr Kobold wäst.“ (Eine Frau hatte einen schwarzen Kater, das war ihr Kobold).
Die Katzen-Kobolde sind vorwiegend an bestimmte Familien oder Personen gebunden.
Katzen galten im Volksglauben ohnehin als Begleittiere oder Verwandlungen von allerlei Zaubervolk. Besonders alleine und zurückgezogen lebende Menschen mit Katzen wurden daher oft für zauberisch begabt gehalten oder gar als „Teufelsbünder“ beargwohnt.
Die Katzen-Haushüter können sprechen (wenn sie wollen), sind außerordentlich gut gepflegt, meist prächtig anzuschauen, halten sich vorwiegend am und im Haus auf und sind Fremden gegenüber oft reserviert. Auch ihre Fellfarbe ist meist auffällig (häufig schwarz, rot oder mehrfarbig).
Obwohl schwarze Katzen den Ruf hatten, bei unverhoffter Begegnung Pech zu bringen, galten sie als Haus- oder gar Koboldkatze als Glücks- und Wohlstandsbringer. Dies hat vermutlich mit der Funktion der Katze als Hüterin des Hauses und der Familie zu tun, in dieser Rolle bringt sie jedem, der unwillkommen und in schädlicher Absicht das Land ihrer Schützlinge betritt, Unglück.
Die Verbindung von Katze und Kobold liegt in der Ähnlichkeit ihres Wesens begründet. Beide sind ortsgebunden und können Menschen sowohl zutraulich freundlich als auch ablehnend und garstig gegenüber treten. Katze und Kobold gelten beide als unberechenbar und sind daher als Glücksbringer willkommen aber auch immer ein wenig unheimlich und mysteriös.

Hunde als Hausgeist

Erscheinen Hausgeister als Hunde, sind sie für Fremde oft besonders erschreckend. Sie werden dann nahezu ausschließlich als furchterregende schwarze Hunde beschrieben.
Überraschend häufig haben sie jedoch auch die Gestalt eines Pudels. In einer Geschichte aus Schleswig-Holstein nannten andere den Hausgeist eines Bauern nur den „Teufelshund“.
Hunde-Hausgeister zeichnen sich vor allem durch ihre schützenden Fähigkeiten aus. Im Volksglauben heißt es das sie Dämonen und böse Geister abwehren und die Bewohner vor Hausbränden etc. warnen. Dies gilt in der Volksmagie übrigens auch für lebende Hunde. Hier vermischten sich im Brauchtum offensichtlich Hausgeister- und Tierglücksglaube.
Der Hundehausgeist wurde aufgrund seiner starken Schutzfunktion sehr geschätzt. Wer einen solchen bei sich wohnen hatte, gab ihm als typische Gabe das erste Stück des Sonntagskuchens.
Die Anhänglichkeit, Wachsamkeit, Treue und Klugheit die Menschen an ihren lebendigen Hunden schätzten, erkannten sie auch im Hunde-Hausgeist. Die Rolle als schützender Hausgeist hat der Hund in vielen Regionen in ganz Europa.

Hausgeister als Hahn und Henne

Manche Hausgeister erscheinen auch als Hahn oder seltener als Henne. Auch hier sind deutlich die Glaubensvorstellungen des Tier- und Hausgeistglaubens miteinander vermischt. So gelten für den Hahn als magisches Tier und den Hahn als Hausgeist beinahe dieselben überlieferten Vorstellungen.
Hahn und Hahn-Hausgeist schützen und bewachen das Haus vor drohendem Unheil, vor Blitzschlag, sie halten ungebetene Gäste und Schadenszauber fern.
In einigen Geschichten kann man einen Hausgeist auch aus einem Hühnerei unter Einhaltung bestimmter Regeln magisch ausbrüten.
Der aus einem solchen Ei schlüpfende Hausgeist hat meist die Gestalt einer Schlange oder die eines winzig kleinen Menschen. Der „Kobold aus dem Ei“ hat ziemlich sicher vorchristliche Wurzeln, die heute noch erhaltenen Geschichten dazu sind aber stark christianisiert, so gehören zum Ausbrüten meist Kirchgangsverbote und Bekreuzigungstabu.
Rote Hähne sind ein Symbol für das Feuer. Manche Archaische Feuergottheiten konnten in der Gestalt eines roten Hahnes erscheinen. In Sprichworten bedeutet „Jemandem den roten Hahn aufs Dach zu setzen“ – ein Haus anzuzünden.

Als besonders glücksverheißend gilt ein weißer Hahn als Hausgeist. Er schützt das Haus vor jedem bösen Zauber und vertreibt sogar Dämonen und sämtliche bösen Geister mit seinem Krähen.

Die Kröte als guter Hausgeist

Hausgeister, die in Krötengestalt erscheinen gelten als segensreiche Glücks- und Wohlstandsbringer. Sie sollen vor allen in Kellern, Gärten und Brunnen nah am Haus leben. Dort mehren sie das Familienglück. Ihre (absichtliche) Tötung oder Vertreibung hat in den Erzählungen oft sehr drastische Folgen für Wohlstand, Leib und Leben der Familien.
Die Kröte erscheint dabei nicht nur als Hausgeist, sondern auch als Seelentier und Repräsentant der Familie oder einzelner Familienmitglieder. Als Gabe gibt man ihr einige Tropfen Milch und es heißt, wer eine solche Hauskröte erhält, dem geht das Geld nie aus. Durch Farbwechsel zeigt sie auch Gefahren und drohenden Tod der Hausbewohner an. In manchen Geschichten bringt sie erkrankten Familienmitgliedern auch Zauberkräuter, damit dieser wieder gesunden. Die Hauskröte ist nicht mit dem Haus oder dem Land verbunden, sondern mit Familien oder einzelnen Familienmitgliedern, bei Umzügen verlässt sie daher das Haus und folgt ihren Menschen.
Die Kröte selbst gilt auch sonst als magisches Tier. Zahlreiche Brauchtümer, volksmagische Erzählungen und Märchen ranken sich um sie. So erscheint sie u.a. als magisches Verwandlungstier von Hexen, Prinzen/Prinzessinnen, Nixen, Zauberern oder auch Zwergen.

Auch in Schlangengestalt können Hausgeister im europäischen Volksglauben erscheinen. Sie sollten besonders den Wohlstand- und die Gesundheit der Hausbewohner bewahren. Eine Schlange im Keller zu haben und diese mit Milch zu füttern galt als Glücksverheißend.

Hausgeister in Puppengetalt

Manchmal haben Hausgeister in den alten Erzählungen auch dingliche Gestalt. Zu diesen Hausgeisterscheinungen gehören u.a. Puppen, Statuetten, Strohbündel oder Stofffetzen. Die häufigste Gestalt ist die der kleinen Puppe oder Figur. Hausgeister in Puppengestalt konnten so winzig sein, dass sie nach einer mecklenburgischen Sage in den „Hohlraum eines Peitschenstils“ passten. Meist saßen sie aber im Glasschrank und sorgten von dort für Wohlstand, Glück und gute Geschäfte. Von einigen heißt es, dass ihre Figuren nicht verstellt werden durften. Diesen Hausgeist-Figuren wurden hin und wieder kleine Gaben hingestellt manchmal zog man ihnen auch jährlich ein frisches Hemdlein an oder bedachte sie anders. Die Puppe, Figur oder das Strohbündel ist dabei zumeist als Wohnort des Geistwesens zu verstehen.
Diese Art des Brauchtums um die Hausgeister, mit Figuren aus Stoff, Stroh oder Holz erinnert an die Verehrung der Hausgötter (Laren) bei den Römern. Einige Forscher vermuten, dass der noch bis ins 19. Jahrhundert nachweisbare Hausgeisterglauben wenigstens einen Teil seines Ursprungs in einem ganz ähnlichen und weit älteren Haus-Götter-Kult hat.

Die Ursprünge von Hausgeister-Glauben und Brauchtum

Über die Ursprünge des Hausgeisterglaubens herrscht insgesamt Uneinigkeit. Manche Hausgeister scheinen ihren Ursprung im Land- und Naturgeisterglauben zu haben, bei anderen geht es mehr um persönliche Schutzgeister, die besonders einer bestimmten Person verbunden sind. Auch Dienstgeister, die bewusst eingeladen oder angelockt werden, spielen eine Rolle.
Eine weitere Vermutung ist, das Hausgeisterglauben und -Brauchtum in heute längst vergessenen, heidnischen Ahnenbräuchen wurzeln. Die hilfreichen Hausgeister und -Hüter wären dann längst verstorbene, wohlmeinende Ahnen, die bei der Familie bleiben, um über sie zu wachen. Längst verstorben meint dabei Vorfahren, die schon seit mehreren Generationen nicht mehr unter den Lebenden weilen und an die sich eigentlich keiner mehr persönlich erinnert.
Einige Forscher glauben auch, dass Hausgeister gar keine einzelnen Ahngeister sind, sondern so etwas wie die Kollektivseele einer Familie seie. Für diese Theorie spricht, dass in vielen Erzählungen der Hausgeist mit der Familie umzieht, und nicht im alten, leeren Haus verbleibt oder von neuen Bewohnern übernommen wird.

Manche Hausgeister wären dann ursprünglich die verehrten und vergöttlichten Ahngeister. Dies erinnert an den schon weiter oben erwähnten römischen Kult der Laren (Hausgötter).

Gaben an den Hausgeist wären dann Teil eines lebendigen Ahnenkultes. Andere berichten davon, dass Hausgeister auch frühere Bewohner des Landes waren. Zum Beispiel die Vorbesitzer eines Hofes. Diese würden dann eher zu den geographischen Ahnen als zu den direkten biologischen Ahnen gehören.

Hausgeisterglaube, Brauchtum und Überlieferung sind sehr vielfältig und können ganz und gar unterschiedliche Gestalt annehmen. Daher gibt es nicht den einen Ursprung und auch nicht die eine richtige Antwort auf die Frage, was Hausgeister genau sind oder wo ihre Ursprünge liegen.

Hausgeister sehen?

Hausgeister sind für die allermeisten Menschen unsichtbar. Nur wenige verfügen über das sogenannte zweite Gesicht und können die Unsichtbaren ständig und von vornherein sehen. In vielen Geschichten heißt es jedoch, dass es möglich ist, das Sehen der Verborgenen zu lernen. Manchmal sind es die besonders Aufrichtigen, die reinen Herzens sind, die diese Gabe von den Geistern geschenkt bekommen. In anderen Geschichten sind es Steine, die ein natürliches Loch haben, die es Menschen erlauben in die unsichtbaren Welten zu schauen. Auch vier blättrige Kleeblätter sollen diese Wirkung haben, wenn man aus ihnen ein Elixier herstellt und damit die Augen wäscht.
Man sollte eine solche Begegnung nicht erzwingen wollen und es ist auch etwas Vorsicht geboten. Die unsichtbaren Welten haben ihre eigenen Regeln. Im Märchen verschwinden die hilfreichen Geister, wenn man allzu trickreich versucht, sie zu erblicken.

Meiner persönlichen Erfahrung nach kann aber tatsächlich jeder lernen, den unsichtbaren Geistwesen zu begegnen und sie wahrzunehmen. Es braucht dazu ein offenes Herz, eine leichte Trance und einen offenen Geist. In der magisch-schamanischen Praxis des Zaunreitens lernt man, mit dem Herzen zu sehen und das Unsichtbare wahrzunehmen.

Vom Umgang mit Hausgeistern

Um die Hausgeister gewogen zu stimmen und um ihren Schutz für Haus und Hausgemeinschaft zu erhalten werden ihnen gerne kleine Gaben wie Speisen, Milch, Bier oder Hochprozentiges an einem festen Ort hinterlassen, der dann gesperrt ist, für andere Verwendungen. Dabei kann es sich um ein kleines Brettchen in der Nähe des Herdes, eine Stelle am Kamin oder einen Balken handeln.
Andere typische Hausgeistplätze sind Steine am Ofen oder schmiedeeiserne Haken am oder über dem Herdfeuer.

Wer die Hilfe des Hausgeistes benötigt, spricht am besten indirekt in der Nähe ihres Platzes so etwas wie „Man müsste dieses oder jenes tun. Jemand sollte XXX.“ Meist reicht dies schon als Aufforderung an den Hausgeist, um unterstützend tätig zu werden. Auf Befehle reagiert er nicht oder sogar mit gegensätzlicher Handlung.
Hausgeister wollen respektiert und wie ein geachtetes Familienmitglied behandelt werden. Wichtig ist es, ihre Gaben mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu hinterlassen. Da es sich bei den Hausgeistern natürlich um körperlose Wesen handelt, verzehren sie die Gaben nicht materiell, sondern nur deren Essenz. Dies bedeutet, das Milch und Speisereste nach spätestens einem Tag und einer Nacht entfernt werden können. Hochprozentiges kann meist länger stehen bleiben.
Ich gebe die Reste der Gaben meist in den Garten und vergrabe sie dort. Bedenke beim Verschenken von Speisen und Getränken, es geht hier um kleine Mengen, um Aufmerksamkeit sowie Achtung für den Hausgeist und nicht um einen vollen Teller. Auch zu große Gaben sollen nach den Sagen vermieden werden, da Hausgeister dies als „Entlohnung“ empfinden könnten und ausziehen.
Wer eine enge Beziehung zu einem Hausgeist hat braucht sich auch bei einem Umzug keine Sorgen machen, der Hausgeist zieht meistens mit.
Ausnahmen sind Landgeister, die erst zu Hausgeistern wurden und darum vor allem mit dem Land, auf dem Haus und Hof sich befinden, verbunden sind und nicht mit den Bewohnern selbst.


Hausgeister gelten in den volkstümlichen Überlieferungen meist als dem Menschen freundlich gesonnene Wesen. Wer ihnen freundlich und mit Respekt begegnet, den unterstützen und behüten sie. Wer sie vertreiben will, ruft dagegen oft Gegenwehr und Zorn hervor. An dieser Stelle möchte ich nochmal erwähnen, dass ein Ausräuchern von Land- und Hausgeistern aus schamanisch-animistischer Sicht nicht nur sinnlos ist, sondern überhaupt keine gute Idee. So lautet der Vers eines Hausgeistes, gerichtet an einen Hausherren aus der Lüneburger Heide in einer Geschichte:

Laest du mick hier gahn
Glücke schast du hahn.
Wultu mick aver verdrieven,
Unglück warst du kriegen.

Lässt Du mich hier gehen, (leben/meinen Dingen nachgehen)
sollst Du Glück haben.
Willst du mich aber vertreiben,
wirst du Unglück erhalten.

In diesem Vers wird auch nochmals deutlich, worum es im Hausgeisterglauben vor allem geht. Das Verhältnis zum Hausgeist soll Glück und Wohlstand im häuslichen Leben fördern und stärken.

Du und deine Hausgeister?

Falls du dich noch mehr zu dem Thema wissen und lernen möchtest und vor allem falls du auch selbst enger mit den Hausgeistern bei dir zu Hause zusammenwirken möchtest, empfehle ich dir den Basiskurs Zaunreiten bei Tunritha – der Zaunreiterschule:

https://wyrd.tunritha.de/s/Tunritha/zaunreiten-nordischer-schamanismus-der-basiskurs

Und danach die weiterführenden Kurse im Zaunreiten:

https://wyrd.tunritha.de/s/Tunritha/Zaunreiten

Literaturhinweise zum Hausgeisterglauben

Baumgarten, Anette: Alltagsmagie, Rituale, Rezepte, Anleitungen, Freya Verlag (2022)

Lindig, Erika: Hausgeister: Die Vorstellungen übernatürlicher Schützer und Helfer in der deutschen Sagenüberlieferung, Verlag Peter Lang (1987)

Petzold, Leander: Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister, Verlag C.H. Beck (2013)

Schäfer, Florian; Pisarek, Janin; Gritsch, Hannah: Hausgeister! – Fast vergessene Gestalten der deutschsprachigen Märchen- und Sagenwelt. Böhlau Verlag (2020)

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